Frühchen

 

Am 17.11 ist Welt Frühgeborenen Tag

 

Frauen, die ohne eine Vorbelastung in eine Schwangerschaft gehen sind im allgemeinen der Überzeugung, ihre Schwangerschaft würde komplikationslos bis zum ET andauern. Natürlich weiß man, was man vermeiden soll, nur fällt das nicht immer leicht. Man ist ja schließlich nicht krank, sondern nur schwanger.

 

Gerade wenn man schon ein Kind hat, ist es nicht möglich, nie mehr als 10 Kg zu heben oder auch über eine gewisse Strecke zu tragen. Man kann nicht so viele Pausen machen, wie man möchte und sollte.

 

Auch gibt es Arbeitsplätze, an denen trotz strenger Gesetzesauflagen so viel Druck ausgeübt wird, dass Schwangere auf ihre Rechte verzichten.

 

Das kann sich rächen.

 

In Deutschland liegt die Frühgeborenenrate bei 9,2 Kinder pro Hundert. Pro Jahr werden in Deutschland rund 63.000 Kinder vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren. Bei 8.000 davon handelt es sich um Frühstgeborene, die vor der 30. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen.

 

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass man verletzlicher ist, als man annehmen würde.

 

Im Krankenhaus werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt und Maßnahmen ergriffen, die dem Frühchen bestenfalls mehr Zeit im Mutterleib verschaffen und es trotzdem darauf vorbereiten, einen möglichst guten Start ins Leben zu haben, selbst wenn es zu früh losgeht.

 

Gelingt es den Geburtsvorgang zu unterbrechen, beginnt der stationäre Aufenthalt mit dem Mindestziel der Schwangerschaftswoche 34. Bis auf den Gang zur Toilette und kurzes Duschen wird Bettruhe verordnet. So soll die Auswirkung der Schwerkraft minimiert werden.

 

Zum Glück gibt es Matratzen gegen das Wundliegen, die auch Abhilfe bei Rückenschmerzen schaffen können.

 

Zum Klinikalltag gehören tägliche Untersuchungen und die Gabe von verschiedenen Medikamenten. Mit Glück hat man nette Zimmergenossinen, denn es kann sein, dass man mit diesen fremden Menschen Wochen oder gar einige Monate verbringen wird.

 

Ein Kinderarzt sucht die Schwangere auf und klärt sie darüber auf, wie es um die Chance des Kindes steht.

 

Bei Frühstgeborenen, also alle Geburten vor der 23. SSW, sind die Überlebenschancen noch immer schlecht.

So überlebt von den Kindern, die in der 22ten Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, nur etwa jedes Vierte und das meist mit erheblichen irreversiblen Schäden.

 

Schon ab der 23. Schwangerschaftswoche erhöhen sich die Überlebenschancen deutlich, doch auch hier ist mit bleibenden Schäden zu rechnen.

 

Heute stellen Frühchen ab der 30ten Schwangerschaftswoche für neonatologisch ausgerichtete Kliniken keine große Herausforderung mehr dar.

 

Außerhalb der Klinik geht der Alltag weiter, mit dem Unterschied, dass die Partnerin oder gar die Mama fehlen. Alle Pläne, die man gemacht hat, sind hinfällig, ältere Kinder oder auch Haustiere sind eventuell ohne Betreuung. Es steht der Familie zwar eine Haushaltshilfe zu, aber auch die muss organisiert werden.

 

Versagt am Ende doch der Wehenhemmer oder es gibt andere Gründe das Kind vorzeitig zu holen, steht man vor einer neuen und bislang unbekannten Aufgabe und der bangen Frage, wie gut entwickelt das Kind sein wird und ob und welche Defizite es hat.

 

Die bereitstehenden Kinderärzte rechnen mit dem Schlimmsten und sind mit den nötigen Gerätschaften und Medikamenten ausgerüstet, um das Kind sofort zu unterstützen.

 

Durchschnittlich wiegt ein reif geborenes Baby bei der Geburt 3500g und ist zwischen 48 und 55cm lang.

 

Den zauberhaften Babyspeck setzt der Fötus vorwiegend in den letzten zwei Schwangerschaftswochen an, in denen kein Längenwachstum mehr stattfindet. Wie schwer und groß ein früher geborenes Baby ist hängt davon ab, wie lange es im Mutterleib verbleiben konnte.

 

Nun kommt die zweite Phase des Klinikaufenthaltes, die mindestens bis zur theoretischen 36. SSW dauert. Je nach Klinik ist noch ein Mindestgewicht an die Entlassung gekoppelt. Natürlich muss das Kind auch in der Lage sein zu atmen, die Temperatur zu halten, zu trinken und abzuführen.

 

Ob man gar bis zum ET bleiben muss, hängt ganz davon ab, wie sich das Kind entwickelt. Nimmt es ausreichend zu? Erlernt es all die nötigen Fähigkeiten?

 

Die Mutter wird allerdings schon nach 3 Tagen als Patientin entlassen. Als Konsequenz daraus kann es passieren, dass man aus dem System fällt, man ist zwar in einer Klinik, doch dort ist niemand für die Nachsorge der Mutter zuständig. Hat man das Glück eine Hebamme zu haben, ist die sicher in der Nähe des Wohnortes. Die Klinik möglicherweise leider nicht.

 

Das Kind hingegen wird zum Glück rundum umsorgt. Alle der frühen Geburt geschuldeten Defizite werden durch die moderne Medizin abgepuffert. Sein Zustand wird rund um die Uhr überwacht. Alles ist genau festgelegt. Ein festes Schema gibt vor, wann wie viel gefüttert und wann gewickelt wird. Für junge Mütter nicht leicht, unter den Umständen ein gutes Bauchgefühl für die Bedürfnisse ihres Kindes zu entwickeln.

 

Doch vieles hat sich über die letzten Jahrzehnte schon deutlich verbessert. Stand man früher nur vor dem Brutkasten, wird heute viel Wert auf das Bonding gelegt und man darf das Kind auch aus dem Bett nehmen und mit ihm kuscheln. Das gibt allen Kraft.

 

In manchen Kliniken dürfen sogar die engsten Verwandten schon auf der Frühchenstation das neue Familienmitglied kennenlernen und ihr Herz an den kleinen Menschen verlieren.

 

Sobald die Kinder stabil genug sind, wird man in eine Kinderklinik verlegt. Auch hier ist nicht unbedingt sichergestellt, dass die Mutter bei ihrem Kind bleiben kann. Familienzimmer sind rar und natürlich will keine Frau ihr Baby zurücklassen.

 

Bis zum Tag der Entlassung ist schon unter normalen Bedingungen der Kontakt der Mutter zu Freunden und dem Rest der Familie sehr eingeschränkt. In Zeiten von Corona sind Mütter in der Klinik sogar noch mehr von ihren Lieben abgeschnitten. Ich bin froh, dass mir Corona damals erspart geblieben ist.

 

Bei uns ging es nachts los. 8 Wochen früher als geplant kamen die Wehen.

Und mit den Schmerzen kamen die Fragen:

  • Wohin mit dem großen Kind?
  • Wie geht es den Föten?
  • Wie geht es jetzt weiter?

 

 

Komme ich in das Krankenhaus, das ich mir gewünscht habe, auch wenn andere Kliniken mit Kinderstation näher dran sind?

 

Meine Mäuse haben trotz des Wehenhemmers beschlossen, Mitte der 32. Schwangerschaftswoche geboren zu werden.

 

Der Große war 43cm lang und wog 1945g und der kleine eben so lang mit 1845g. Wie klein das ist, wurde mir erst bewusst als mir eine andere Mutter ihr normal geborenes Baby mit 52cm Körperlänge zeigte und ich sie heimlich für die Geburt eines Riesens bemitleidete.

 

Es war eine schwierige Zeit und das ist sie für jeden in dieser Situation, doch ich wurde reich dafür belohnt. Die Zwillinge gehen heute in einen Waldkindergarten, sind groß und kräftig, klettern auf Bäume und strotzen vor Energie und Tatendrang.

 

Ich möchte zum Weltfrühgeborenen Tag dafür sensibilisieren, wie es Menschen in dieser Situation geht und vielleicht auch die ein oder andere Schwangere daran erinnern, dass sie zwar nicht krank ist, aber eben doch ein Recht hat sich zu schonen. Falls nicht für sich selbst, dann wenigstens für das wachsende Leben in ihr.

 

Und bitte nicht vergessen, eine Rettungsgasse rettet Leben und ermöglicht eine Geburt mit der Betreuung von Fachpersonal.

 

Und liebe Mütter, in ähnlicher Situation: Vergessen wir nicht, wie stark das Leben ist und haben Vertrauen in unsere kleinen Kämpfer.

 

Ich weiß, wie aufreibend diese erste Zeit ist und möchte Müttern von Frühchen (jeden Alters), folgendes Angebot machen. Bei Erwerb eines Gutscheins für eine 60-minütige Lebensraum Massage bis 24.12.2020 erhalten sie 25% Rabatt, das entspricht einer 60 Minuten Behandlung für 45,-.

 

Der Gutschein ist in den nächsten 24 Monaten einlösbar. Sollten Heilpraktiker noch mal Corona bedingt schließen müssen verlängert sich die Gültigkeit um den versäumten Zeitraum.